Hildegard von Bingen wurde im Jahre 1098 in Bermersheim als zehntes Kind der Edelfreien Hildebert und Mechthild geboren. Im Alter von 10 Jahren wurde sie als „Zehent“ in die Klause neben dem Kloster Disibodenberg gegeben, wo sie von nun an unter der Obhut ihre Lehrmeisterin Jutta von Sponheim steht. Ungefähr ein Jahr nach ihrem Eintritt ins Kloster legt sie das Ordensgelübde vor dem Bischof Otto von Bamberg ab. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Klause zum Kloster, und als Jutta von Sponheim starb wurde Hildegard zur Oberin der Schwesterngemeinschaft gewählt. 1147 verließ Hildegard mit ihren Mitschwestern das Kloster um ins eigene Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen einzuziehen. Diese Zeit war geprägt von Unsicherheit und Geldmangel. Aufgrund verschiedener Sponsoren schaffte es Hildegard nach einigen Jahren aber dann trotzdem eine solide wirtschaftliche Basis für das Kloster anzulegen. Im Jahre 1165 gründete sie noch ein weiteres Kloster am anderen Rheinufer in Eibingen, speziell für nicht-adelige Mädchen.
Hildegard besaß, wie sie selbst in ihren Schriften ständig wiederholt, bereits in ihrer Kindheit die Gabe zur „Inneren Schau“.
„Von meiner Kindheit an bis heute, erfreue ich mich stets dieser Schau in meiner Seele….. Die Visionen aber, die ich sah, empfing ich nicht im Traume, nicht im Schlaf oder in Geistesverwirrung, sondern durch die Augen und Ohren des inneren Menschen, wie Gott es wollte.“
Hildegards Leben änderte sich grundlegend, als sie mit 42 Jahren von Gott den Auftrag erhielt alles zu sagen und niederzuschreiben, was sie in ihren Visionen sah und hörte.
„Schreib was du siehst und hörst. Tu kund die Wunder, die du erfährst. Schreibe sie auf und sprich!“
Zehn Jahre benötigte sie für das erste Werk „Sci vias domini – Wisse die Wege des Herrn“. Es folgten zwei weitere theologische Schriften: „Liber vitae meritorum – Der Mensch in der Veranwortung“ und „Liber divinorum operum – Welt und Mensch“. Zwischenzeitlich schrieb sie auch das „Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum – Das Buch von den Geheimnissen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe“, welches später in die beiden Werke „Liber simplicis medicinae – Naturkunde“ und „Liber compositae medicinae – Heilkunde“ aufgeteilt wurde. Diese sind die Grundlage für die sogenannte „Hildegard-Medizin“.
Ab dem 60. Lebensjahr begab sich Hildegard auf verschiedene Missionsreisen um den Menschen den Willen Gottes mitzuteilen, ebenso schrieb sie Briefe an Päpste, Kaiser und Bischöfe um sie aufzurütteln und an ihre christliche Aufgabe zu erinnern.
Hildegard von Bingen besaß zeitlebens eine schwächliche Verfassung und erkrankte sehr oft, trotzdem erreichte sie für die damalige Zeit ein hohes Alter. Mit 81 Jahren verstarb sie am 11. September 1179.
Bereits zu Lebzeiten wurde Hildegard wie eine Heilige verehrt und nach ihrem Ableben pilgerten Scharen von Menschen zu ihrem Grab, denn es geschahen viele Wunderheilungen. Am 10. Mai 2012 wurde Hildegard von Bingen offiziell von Papst Bendedikt XVI. heiliggesprochen und ihre Verehrung auf die ganze Kirche ausgedehnt. Im gleichen Jahr, am 7. Oktober 2012 wurde Hildegard zur Kirchenlehrerin erhoben.
Die Reliquien der Hl. Hildegard befinden sich in der Kirche des alten Kloster Eibingen, der heutigen Pfarrkirche von Eibingen.